Niklas Luhmann entwickelte eine revolutionäre Systemtheorie. Für ihn sind Systeme operationell geschlossene Einheiten, die sich durch eine klare Grenze von ihrer komplexeren Umwelt unterscheiden. Das zentrale Merkmal ist die Selbstreferenz: Systeme beziehen sich auf sich selbst und reproduzieren sich durch ihre eigenen Operationen.
Das Konzept der Autopoiesis ist zentral für Luhmanns Systemtheorie. Autopoiesis bedeutet Selbsterschaffung - Systeme reproduzieren sich kontinuierlich durch ihre eigenen Operationen. Sie sind operationell geschlossen, das heißt, sie können nur ihre eigenen Operationen ausführen, sind aber gleichzeitig strukturell mit ihrer Umwelt gekoppelt.
Ein zentrales Merkmal von Systemen ist die Komplexitätsreduktion. Die Umwelt besitzt unendliche Komplexität mit zahllosen Möglichkeiten und Informationen. Systeme können diese Komplexität nicht vollständig verarbeiten, sondern müssen selektieren. Sie reduzieren Komplexität, indem sie nur bestimmte Aspekte der Umwelt wahrnehmen und verarbeiten.
Luhmann unterscheidet verschiedene Systemtypen nach ihrer grundlegenden Operation. Soziale Systeme operieren durch Kommunikation - sie bestehen aus Kommunikationen, nicht aus Menschen. Psychische Systeme operieren durch Bewusstsein und Gedanken. Biologische Systeme operieren durch Leben und organische Prozesse. Jeder Systemtyp hat seine spezifische Art der Selbstreproduktion.
Systemdifferenzierung ist der Prozess, durch den Systeme entstehen und sich von ihrer Umwelt und anderen Systemen unterscheiden. Die System-Umwelt-Differenz ist die grundlegende Unterscheidung der Systemtheorie. Systeme bilden Grenzen, die sie von ihrer komplexeren Umwelt abgrenzen. Diese Differenzierung ermöglicht es Systemen, ihre eigene Identität zu entwickeln und zu erhalten.